
Stadtgeschichte im Zoetrop – The Spinning History
Zur Feier des 800-jährigen Jubiläums des Straubinger Neustadt-Viertels beauftragte mich der Oberbürgermeister der Stadt Straubing, ein besonderes Projekt zu realisieren: The Spinning History – ein kreatives Animationsvorhaben, das bewusst nicht als klassischer Animationsfilm angelegt war, sondern als ungewöhnliche Live-Performance. In Zusammenarbeit mit der Fach- und Berufsoberschule Straubing (FOSBOS, Fachbereich Gestaltung) fand dafür ein mehrmonatiger Zoetrop-Workshop statt. Die Ergebnisse wurden in einer Spinning Animation Show – einer Mischung aus Ausstellung und Live-Performance – präsentiert, begleitet von einem filmischen Soundtrack. Die Uraufführung fand am 21. Juni 2018 unter dem offiziellen Titel „The Spinning History“ statt.
Zoetrop-Workshop an der FOSBOS Straubing
Der Workshop fand an der FOSBOS Straubing (Fachbereich Gestaltung) in Kooperation mit dem Rathaus der Stadt Straubing statt. Über mehrere Monate hinweg gestalteten 24 Schüler*innen insgesamt 80 kurze Loop-Animationen zu bedeutenden Ereignissen der Stadtgeschichte – unterstützt von fünf engagierten Lehrkräften. Die Animationen entstanden auf Papierstreifen, Pappscheiben und Plexiglasplatten, die später in Zoetropen, Praxinoskopen und auf rotierenden Scheiben unter Stroboskoplicht präsentiert wurden. So entstand eine Stadtgeschichte im Zoetrop, die mit einfachsten Mitteln aus statischen Bildern bewegte Szenen entstehen ließ.
Bilder vom Workshop
Vom Storyboard zur animierten Scheibe
Die Grundlage des Workshops bildete eine kuratierte Liste historisch bedeutsamer Ereignisse, die in Zusammenarbeit mit der Stadtarchivarin entwickelt wurde. Die Schüler*innen übertrugen diese Geschichten zunächst in Skizzen und Storyboards und schließlich in animierte Sequenzen – auf Papierstreifen oder Pappscheiben. Ein kompakter Einführungskurs in die Prinzipien der Animation begleitete den kreativen Prozess und verband Mediengeschichte und Stadtgeschichte mit künstlerischem Ausdruck.
Live-Show mit historischen Animationsgeräten
Höhepunkt des Projekts war eine Live-Performance – die Spinning Animation Show – unter dem offiziellen Titel The Spinning History, präsentiert im Veranstaltungsort Alter Schlachthof. In dieser immersiven analogen Show brachten acht rotierende Schallplattenspieler, teils bestückt mit Zoetropen und Praxinoskopen, die Animationen synchron zu einer komponierten Klangcollage zum Leben. Jede Station war mit 360-Grad-Lautsprechern und einem Mehrkanal-Soundsystem ausgestattet und verwandelte den Raum in eine „drehende“ Ausstellung der Stadtgeschichte.
Produktionsfotos
Animierte Geburtstagstorte als Überraschungsfinale
Ein besonders einprägsames Element war die animierte Geburtstagstorte: eine 65 Zentimeter hohe Styropor-Pyramide, auf der mehrere Animationen gleichzeitig liefen. An der Spitze drehte sich eine Plastilin-Figur von mir selbst – eine humorvolle Überraschung der Schüler*innen als persönliche Hommage.

Rotierende Geburtstagstorte
Niedrigschwelliger, praktischer Aufbau
Trotz der komplexen Logistik war The Spinning History bewusst so konzipiert, dass es niedrigschwellig und schülergerecht umgesetzt werden konnte. Während der Aufführung bedienten die Schüler*innen selbst die Geräte, tauschten die animierten Papierstreifen und Scheiben und wurden durch Monitoranzeigen unterstützt – alles mit minimalem technischem Aufwand. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie analoge Animation praxisnah und inklusiv vermittelt werden kann.
Vier Aufführungen an einem Tag
Am 18. Juni 2018 wurde Spinning History gleich viermal aufgeführt: zwei Vormittagsvorstellungen für Schulklassen sowie zwei öffentliche Aufführungen am Nachmittag und Abend. Jede Vorstellung zog etwa 100 Besucher*innen an. Oberbürgermeister Markus Pannermayr eröffnete die Veranstaltung offiziell und würdigte ihre kulturelle Bedeutung für die Stadt.
Vom Live-Event zum Lehrfilm
Im Jahr 2025 entwickelte ich aus dem Projekt einen 35-minütigen Lehrfilm, der alle 80 Animations-Loops enthält. Mit Originalmusik, einordnenden Zwischentiteln und ergänzenden Sprecherkommentaren, die jeweils das historische Ereignis in ein bis zwei Sätzen erläutern, bringt der Film das Erlebnis von The Spinning History ins Klassenzimmer. Er wird in Kürze von der Stadt Straubing und lokalen Schulen als multimediales Lehrmaterial zur Stadtgeschichte genutzt.
Ausschnitt der Spinning History
Fazit: Ein Modellprojekt für kulturelle Bildung
The Spinning History vereinte erfolgreich künstlerisches Arbeiten, praktisches Lernen und lokale Geschichtsvermittlung. Für viele Schüler*innen war es das erste Mal, dass sie an einem langfristigen kollaborativen Kreativprojekt teilnahmen. Der abschließende Applaus spiegelte ihren Stolz und ihre Eigenverantwortung deutlich wider.
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